Durch systemische Fragen werden im Coaching neue Perspektiven möglich

Systemische Fragen für erfolgreiche Coachings

Eröffne neue Perspektiven durch systemische Fragen

Systemische Fragen sind ein hilfreiches Instrument im Coaching. Sie unterstützen deine Klientinnen und Klienten dabei, ihre gewohnten Sichtweisen differenzierter zu betrachten. So werden Zusammenhänge und Handlungsweisen wesentlich besser verstanden. Diese können durch systemische Fragen wiederum besser hinterfragt und verändert werden.

Doch was genau sind systemische Fragen und wobei unterstützen sie? Hier findest du umfangreiche Informationen dazu und bekommst 10 Beispiele für typische systemische Coaching-Fragen.

Was sind systemische Fragen und wo kannst du sie einsetzen?

Du kannst im Coaching systemische Fragen verwenden, um mehr Optionen im Denken, Wahrnehmen und Handeln herbeizuführen. Ein systemischer Coach erkundigt sich nicht danach, wie ein Problem entstanden ist. Er fragt vielmehr, wie die Idee entstand, sich coachen zu lassen. Dadurch wird der Coachee direkt darauf fokussiert, welchen Erfolg das Coaching bringen soll. Gleichzeitig wird somit ein Hängenbleiben in der negativen Situation verhindert. Es steht also nicht das Problem, sondern von Beginn an die Lösung im Vordergrund.

Systemische Fragen werden so formuliert, dass dein Coachee zum Nachdenken animiert wird und andere Sichtweisen in Betracht zieht. Sie laden zudem zu einem Perspektivwechsel ein, fördern das Querdenken und führen zu einem ressourcenvollen Zustand. In genau diesem Zustand wird das Entstehen von außergewöhnlichen Ideen wesentlich wahrscheinlicher.

Die 10 typischen systemischen Coaching-Fragen

Wenn du als Coach systemisch-konstruktivistisch arbeitest, sind diese 10 typischen Coaching-Fragen unverzichtbar. Diese systemischen Fragen können in allen Coaching-Phasen als Basis-Interventionen verwendet werden. Ziel dieser speziellen Fragen ist, dass sie zu erweiterten Perspektiven, Ressourcen und kreativen Lösungsideen führen.

Achte jedoch darauf, dass die Fragen auf jeden Coachee anders wirken können. Jedes Lebewesen ist ein lebendes System und hat Selbstgestaltungstendenzen. Sehen wir uns hierzu gerne ein sehr gutes Beispiel von Dr. Sonja Radatz an. Stell dir vor, du wirfst einen Stein in einen See. Die Folgen sind physikalisch berechenbar und der Stein wird untergehen. Wirfst du allerdings einen Hund (ein lebendes System) in den See, sind die Folgen unberechenbar. Daher sollte uns als systemischer Coach bewusst sein, dass unsere Interventionen unendlich viele Reaktionsmöglichkeiten auslösen können.

Die Bewältigungsfrage

Die sogenannte Driver’s Question ist besonders gut geeignet, wenn dein Coachee von starkem Stress oder Burnout-Symptomen berichtet. Sie ruft vor allem bewährte Stressbewältigungsstrategien wieder in Erinnerung und stärkt die Eigenverantwortung des Coachees.

Eine Beispielfrage wäre: „Wenn ich Dein Problem auch haben möchte, was müsste ich dann tun oder dazu denken?“

Allein diese Gedanken daran können stärken und die Stimmung aufhellen.

Die Wunderfrage

Wunderfragen können deinen Coachee dazu anregen, über den bereits bekannten Horizont hinauszudenken. Hierbei darf sich das bereits gelöste Problem vorgestellt werden, was aufgrund der guten Laune ein höchst ressourcenvoller Zustand ist.

Ein Beispiel für eine Wunderfrage wäre „Wenn du morgen aufwachst und wie durch ein Wunder gibt es dein Problem nicht mehr, was wäre dann anders?“

Es darf mit allen Details phantasiert werden und deinem Coachee wird das wunderbare Erleben des Zielzustands ermöglicht. Die Wunderfrage stärkt auch diejenigen Coachees wieder, die schon viele gescheiterte Lösungsversuche hinter sich hatten und schenkt ihnen neue Hoffnung.

Die hypothetische Frage

Wenn dein Coachee sehr viele einschränkende Überzeugungen hat wie beispielsweise „Dafür gibt es keine Lösung“, ist die hypothetische Frage hilfreich. Durch die Formulierung „rein theoretisch“ kann dein Coachee seine inneren Bremsen lösen und es wird wieder Kreativität freigesetzt.

Ein Beispiel für diese systemische Frage: „Wie könntest du rein theoretisch dein Ziel erreichen?“

Auch die Frage nach einer völlig abwegigen Lösung kann dabei unterstützen. Der Ausflug in die Fantasie sorgt zudem für eine gewisse Entlastung. So steht nicht das Problem, sondern die Lösung und das Ziel im Vordergrund.

Die zirkuläre Frage

Zirkuläre Fragen aktivieren bei deinem Coachee die bewusste und unbewusste Lösungskompetenz. Das heißt, es werden durch einen Perspektivenwechsel leicht und schnell kreative Lösungsideen gefunden. Durch zirkuläre Fragen wird dein Coachee dazu angeregt, sich selbst aus einer anderen Perspektive zu betrachten, um neue Ideen und Ansätze zu entwickeln.

Ein Beispiel für diese Frage: „Was würde ein*e Außenstehende*r über dein Anliegen denken?“

Hier ist zum Beispiel ein leerer Stuhl hilfreich, auf den sich dein Coachee umsetzen kann, um eine andere Perspektive einzunehmen.

Die Auswirkungsfrage

Wenn dein Coachee etwas verändern möchte, sollten ihm auch die Auswirkungen darüber klar sein. Denn jede Lösung und jede Entscheidung hat auch ihren Preis. Frage deshalb gezielt nach, ob für diese Auswirkungen auf alle Lebensbereiche auch Bewusstsein geschaffen wird.

Ein Beispiel: „Welche Auswirkung hat die Umsetzung der Lösung?“

Die Ausnahmenfrage

Die Ausnahmenfrage eignet sich besonders, wenn die Lösungssuche deines Coachees durch einschränkende Glaubenssätze blockiert wird. Ein Beispiel für diese Glaubenssätze wäre „Ich kann mich nicht durchsetzen“.

Eine Ausnahmenfrage wie „Gibt es Situationen, in denen du dich schon durchsetzen kannst und was genau ist da anders?“ kann hierbei helfen.

In Kombination mit der unterschiedsbildenden Frage können diese Generalisierungen aufgelöst und die ersten Muster des Gelingens aufgezeigt werden.

Die unterschiedsbildende Frage

Diese Skalenfrage verdeutlicht, dass Probleme nicht immer gleich stark sind und dein Coachee zu diesen Unterschieden seinen Beitrag leistet.

Ein Beispiel für derartige systemische Fragen wäre „Wo befindest du dich heute auf einer Skala von 0 – 10, wenn 10 der ideale Zustand wäre?“ oder „Was kannst du rein theoretisch tun, um auf der Skala einen Punkt höher zu kommen?“

Dein Coachee kann an diesen Problemhöhen- und tiefen die Muster des Gelingens erkennen und erste Lösungsideen ableiten.

Sollte dein Coachee keine Ausnahme auf deine Ausnahmenfrage finden, kannst du direkt auf die unterschiedsbildende Frage umsteigen.

Die Reframing-Frage

Diese Frage eignet sich besonders gut, wenn dein Coachee sehr viel über eigene Schwächen spricht und sich davon blockiert fühlt. Reframing-Fragen verhindern zu einseitige Sichtweisen, da diese häufig zu unausgereiften Lösungen führen. Oft denken Coachees nämlich, sie müssten nur ihre Schwächen eliminieren und alles wäre wieder gut.

Du kannst in diesem Fall beispielsweise Fragen stellen wie „Was hältst du für deine Schwäche und was könnte daran das Gute sein?“ oder „In welcher anderen Situation wäre deine Schwäche nützlich?“

Der Reality-Check

Der Reality-Check ist sowohl nützlich, wenn dein Coachee eine zu große Euphorie zeigt als auch, wenn die Begeisterung für eine Lösung wieder schwindet. Dieser Check schafft Klarheit, ob dein Coachee noch mehr Zeit oder weitere Unterstützung von außen benötigt.

Eine Beispielfrage wäre: „Ist dein Vorhaben realistisch und nun von dir allein umsetzbar?“

Die Safety Question

Die Sicherheitsfrage verhindert, dass etwas Wichtiges übersehen wird. Hierbei erkundigst du dich, ob du noch irgendetwas fragen solltest, was für das Thema deines Coachees interessant wäre und welche Frage noch weiterhelfen könnte.

Systemische Fragen sind also ein sehr nützliches Instrument, um große Erfolge im Coaching zu erzielen. Wie auch der Einsatz anderer Methoden benötigt allerdings auch diese Art von Fragen etwas Übung, um Sicherheit im Umgang damit zu gewährleisten.

Als Safety-Question kannst du zum Beispiel fragen: „Gibt es irgendetwas, das ich noch hätte fragen sollen, was für dieses Thema noch wichtig sein könnte?“

Lust auf mehr systemische Fragen?

Wir freuen uns, wenn dir diese Tipps weiterhelfen.

Weiterführende Informationen gibt es bei Teilnahme an unserer Ausbildung zum Systemischen Coach im Pocketcoach. Dieser ist eine hilfreiche Vorlage, um sich schnell auf anstehende Coachings vorzubereiten. Zudem liefert er Ideen für Methoden und Fragetechniken mit vielen Beispielen.

Wenn du dich für weitere typische Coaching-Themen interessierst, ist dieser Blogbeitrag genau das Richtige zum Weiterlesen!

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