Workshop küsst KI – Frosch oder Prinz?

5 Thesen zum Einsatz von KI in der Moderation. KI erobert die Workshops und weckt jede Menge Erwartungen – aber sind wir damit wirklich schneller, kreativer und effektiver?

Die ersten KI gestützten Online-Kollaborationsboards sind auf dem Markt und lassen für uns Moderierende kaum Wünsche offen. Sie und Chat GPT helfen uns bei der Datenanalyse, beim Ideen-Generieren, Zusammenfassen und Clustern. Klingt wirklich danach, als hätten wir mit KI einen Frosch geküsst, der sich gerade zum Prinzen verwandelt – oder?

Ich hatte meine Zweifel, ob KI im Workshop hält, was sie verspricht. Deshalb fing ich an zu experimentieren und kam zu 5 Thesen über den Einsatz von KI in der Moderation.

1. These: KI kann uns die Zielklärung nicht abnehmen

Wir müssen dem Bot schon sagen, was genau er für uns tun soll, sonst bekommen wir völlig unbrauchbare Ergebnisse. Für das Finden der richtigen Prompts brauchen wir länger als für eine normale smarte Ziel-Definition, dafür ist sie aber gründlicher und macht sogar Spaß. Meine Teilnehmenden inspirierte die Prompting-Frage „Womit müssen wir KI füttern, damit wir wirklich geniale zu unserem Kontext passende Ideen bekommen?

Genau hier finde ich den Prinzen: KI zwingt uns dazu – vor dem Brainstorming – die richtigen Fragen zu stellen. Für das Prompting klären wir unser Ziel mit dem gesamten Bündel an kontextspezifischen Erwartungen – die ideale Basis für das darauf aufbauende Brainstorming.

2. These: KI als Einstieg in ein Brainstorming ist ein Kreativitätskiller

Lassen wir KI im Workshop direkt auf unser Prompting antworten, lernen wir die Kröte kennen. Die Teilnehmenden starren auf die Monitore, der Austausch läuft zäh und die Energie der Gruppe rauscht in den Keller. Eine Teilnehmerin meinte: “Oh, jetzt fällt mir gar nichts Neues mehr ein”. Ich kann mich nur noch mit den vorhandenen Ideen beschäftigen.

KI als Vordenkerin raubt uns den freien, inspirierenden Austausch, in dem spontan auch ganz verrückte Ideen entstehen. Dazu kommt: Wenn KI uns die Denkarbeit abnimmt, fehlen am Ende des Workshops die vor Stolz leuchtenden Blicke auf das gemeinsam Erreichte.

3. These: KI schwächt das Kompetenz-Erleben der Workshop-Teilnehmenden 

Beim Brainstorming sollten wir den Menschen den Vortritt lassen. In Zukunft werde ich weiterhin die 1-2-4-All-Methode nutzen: zuerst denkt jede(r) für sich nach, dann werden die Ideen zu zweit ausgetauscht und dann zu viert. Erst ab hier binde ich KI ein und spiele die Antworten auf die Prompts an die Vierer-Teams zurück, um weitere Ideen zu spinnen. So bleiben alle Teilnehmenden im kreativen Flow und in einer kraftvollen Verbindung. KI ist dann nur eine weitere Inspirationsquelle, die sie nutzen, um selbst die genialste Lösung zu finden.

Meine Formel heißt ab sofort 1-2-4-KI-All. Im Plenum (All) präsentieren die Vierer-Teams dann stolz ihre besten Ideen – und erleben sich dabei trotz des Inputs von KI kompetent und selbst wirksam.

4. These: Der Input von KI ist zu wertvoll, um ihn nicht zu nutzen

KI ist gefüttert mit dem Wissen der Welt und verhindert durch diese Vielfalt, dass wir beim Brainstorming zu sehr im eigenen Saft schmoren. Die Antworten der KI schwanken jedoch von völlig unbrauchbar bis überraschend genial. Da es im Brainstorming um Masse statt Klasse geht, ist das aber völlig in Ordnung. Es muss nur jemand da sein mit ausreichender Expertise, um danach die Qualität der KI-Antworten einschätzen zu können.

5. These: Im Clustern ist KI unschlagbar

Im Mustererkennen ist die Künstliche Intelligenz unschlagbar. Wir können wirkliche große Mengen an Ideen oder Wörter einspeisen und sie findet in wenigen Sekunden sinnvolle Cluster mit Überschriften. Wenn wir das Clustern von KI übernehmen lassen, dann sparen wir normalerweise viel Zeit. Bei mir war das leider nicht so. Die Teilnehmenden diskutierten hinterher ausgiebig über die Zuordnung, so dass mein Zeitvorteil schnell aufgebraucht war.

Mein persönliches Fazit zu KI im Workshop

Wir Moderierende dürfen KI nicht überschätzen und die kreative Schaffenskraft eines Teams nicht unterschätzen. Dennoch sollten wir dem Frosch unbedingt eine Chance geben und ihn richtig gut kennenlernen, um mit ihm auf sinnvolle Art und Weise zu kooperieren.

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Ein Fachbeitrag von Manuela Dollinger

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